Josef Quack

Zur Corona-Debatte




First things first

1. Das allerwichtigste ist die wissenschaftliche Erforschung des Krankheitserregers, der Krankheit, ihrer Folgen und ihrer Nebenwirkungen. Es gilt, nicht nur die Struktur und die Funktionsweise des Virus zu erforschen, sondern vor allem auch die Wege seiner Verbreitung.

Es ist merkwürdig, daß man in den Massen-Medien über die Erforschung des Virus, seine Herkunft, seine Zusammensetzung und seine Wirkungsweise, praktisch überhaupt nichts hört. Auf den Spezialseiten im Internet erfährt man dann, daß noch viele wichtige Fragen offen sind.

Dabei sollte man aber zwei Dinge beachten: Alles wissenschaftliche Wissen ist, wie Karl Popper immer wieder betonte, hypothetisches Wissen, Vermutungswissen. Es gibt in den Wissenschaften kein absolut sicheres Wissen, sondern nur ein Wissen, das korrigiert und überholt werden kann – eine Erkenntnis, die gerade Ärzten und Medizinern nur schwer einzugehen scheint.

Wir haben ja die Unsicherheit erlebt, als im Frühjahr von den Experten, auch von renommierten Virologen, erklärt wurde, die Maske sei unnütz – wenig später wurde das Tragen der Maske zur Pflicht.

Außerdem, in der Wissenschaft gilt nicht der Konsensbegriff der Wahrheit, d.h. die Mehrheitsmeinung der Forscher, sondern die Meinung, die objektiv wahr ist. Ein einziger Wissenschaftler kann gegen die gesamte Gemeinschaft seiner Kollegen recht haben. Deshalb ist es nur vernünftig, an der Forschung unbedingt Wissenschaftler verschiedener Richtungen und Einstellungen zu beteiligen.

Übrigens steht noch nicht mal fest, ob die strengen Verhütungsmaßnahmen auf lange Sicht der beste Weg sind, der Epidemie Herr zu werden.

2. Es fehlt an begabten Wissenschaftsjournalisten, die fähig sind, die Erkenntnisse der Medizin und Virologie sachlich zu beurteilen und nach dem Vorbild eines Hoimar von Ditfurth in verständlicher Sprache dem breiten Publikum zu übermitteln und zu verdolmetschen.

3. Präzise Zahlen. Es ist nicht nur falsch, sondern unverantwortlich, jeden Tag einfach nur die Zahl der Neu-Infizierten zu melden. Damit erzeugt man nur unnötige Ängste und eine unbegründete Katastrophenstimmung. Um den Krankheitsstand des Volkes richtig einzuschätzen, muß man vielmehr die Zahl der Neu-Infizierten im Verhältnis zu den getesteten Personen kennen. Daß viele Tests mehr Infizierte anzeigen können als wenige Tests, weiß jedermann. Das alles ist längst bekannt, wird aber in den Nachrichten zu wenig beachtet.

4. Die verantwortlichen Politiker handeln auf Grund medizinischen Wissens, das hypothetisch ist und jederzeit widerlegt oder verbessert werden kann – es sieht aber nicht so aus, als seien sie sich dessen bewußt, und man hat nicht den Eindruck, daß sie wissen, daß in der Wissenschaft nicht der Konsens der Forscher maßgeblich ist, sondern die begründete Wahrheit der Sache. Es wäre deshalb unklug, wenn sie ihre Maßnahmen auf den Rat einer einzigen medizinischen Richtung stützten, und es wäre töricht, einem blinden Aktionismus zu verfallen und um jeden Preis sich auf dem Bildschirm als tatkräftiger Politiker zu präsentieren.

5. Es ist fraglich, ob im ganzen Land dieselben Maßnahmen gegen die Krankheit angeordnet werden sollten. Es wäre vielmehr zu überlegen, ob nicht die einzelnen Bundesländer verschiedene Vorsorge- und Verhütungsmodelle ausprobieren sollten, um aus mehreren Versuchen die besten Maßnahmen auswählen zu können. Die Idee, alles im Staat zentral zu regeln, ist keineswegs an und für sich eine gute Idee, auch nicht in diesem Fall.

6. Man fragt sich, warum man so wenig über die technischen Mittel und Experimente erfährt, die Verbreitung des Virus einzudämmen, über die Möglichkeit, mittels Filter in den Klimaanlagen die Luft von dem Erreger zu reinigen, über die Möglichkeit, den Virus durch biologische, chemische oder physikalische Mittel unschädlich zu machen, über Gesichtsmasken, die den Virus nicht nur abhalten, sondern unschädlich machen und dergleichen mehr.

7. Nicht zuletzt sollte man endlich einsehen, daß die Corona-Krankheit und ihre Bekämpfung keine rein medizinische Sache ist, sondern beträchtliche psychische und wirtschaftliche Auswirkungen und Folgen hat. Deshalb ist es sicher nur schwer zu verantworten, die Menschen einer Massengesellschaft strikt zu isolieren, sie in ihre Wohnung einzuschließen, jede öffentliche Veranstaltung, jeden Wirtschaftsbesuch, jede Sportveranstaltung und jede Zusammenkunft zu verbieten.

Durch solche Verbote wird die Ausbreitung der Krankheit in den Pflegeheimen ganz gewiß nicht verhütet, was nach ihren Worten die Hauptsorge der Politiker zu sein scheint, in Wirklichkeit aber nur eine Phrase ist.

Auch laufen die in ihre Wohnung eingesperrten Menschen durchaus Gefahr, vor dem Fernseher zu verblöden. So wäre die Verhütung der Krankheit am Ende schlimmer als die Krankheit selbst.

8. Nach einer klugen Erklärung von Walter Dirks sollte Demokratie (wörtlich: Herrschaft des Volkes) auf deutsch heißen: „Herrschaft der Laien“. Da die Laien, der Mann auf der Straße, das ehedem sogenannte niedere Volk, die Folgen der Verhütungspolitik zu tragen haben, haben sie auch das Recht, genau zu erfahren, was der Sinn und der Zweck der Verbote zur Verhütung von Corona ist.

Es genügt nicht, ein neues Gesetz zum Infektionsschutz zu machen, um die Einschränkung der Grundrechte zu legalisieren. Die Politiker müssen vielmehr im konkreten Fall ihre Anordnungen plausibel begründen und rechtfertigen, sonst haben sie nicht das Recht, von den Bürgern die Einhaltung der Verbote zu verlangen. Und die Urteile der Gerichte, die nicht das Recht der Bürger beachten, sondern einer fragwürdigen Staatsräson folgen, sind anfechtbar und sollten auf jeden Fall angefochten werden.

9. Die schlimmste Auswirkung der Corona-Politik ist die Zunahme der Staatsmacht und das Aufkommen einer reaktionären Staatsideologie. Daß friedliche Kundgebungen mit Wasserwerfern aufgelöst werden, ist mit der Idee einer echten Demokratie wohl kaum zu vereinbaren. Nun, diese Taktik der massiven Gewalt dürfte den angeschlagenen Ruf der Polizei gewiß nicht aufpolieren. Vor allem aber, wäre nicht etwas faul in diesem Staate, wenn es den Protest gegen die Beschneidung der elementaren Menschenrechte nicht gäbe?

10. Die Epidemie bringt Denunzianten und nachgeborene Nazis zum Vorschein. Fast täglich begegnet man männlichen oder weiblichen Blockwart-Typen, die ihre Zeitgenossen überwachen und zurechtweisen, autoritäre Untertanen, die selbst die Einhaltung der staatlichen Verbote durchsetzen wollen. Es ist also doch etwas faul im Staate Deutschland.

J.Q. 18. Nov. 20020

©J.Quack


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